Anfang des 19. Jahrhunderts ist Linden noch ein kleines Bauerndorf vor den Toren der Residenzstadt Hannover. Innerhalb weniger Jahrzehnte wächst es aber zu einer bedeutenden Industrie- und Arbeiterstadt.
In Linden-Süd wachsen die Großbetriebe der Schwerindustrie. 1869 und 1870 entsteht hier die größte Werkssiedlung jener Zeit in ganz Deutschland. Denn Bethel Henry Strousberg, nach dem heute nur noch eine kleine Straße in Linden-Süd benannt ist, hat die Maschinenfabrik Georg Egestorff gekauft. Er produziert dort unter anderem Lokomotiven für einen großen Auftrag aus Rumänien, für den er sehr viele Arbeiter braucht. An der Göttinger Straße, dort wo heute Zweirad Stadler Räder verkauft, lässt er für diese Arbeiter 144 Häuser mit 228 Wohnungen errichten. Facharbeiter aus England, Belgien und Frankreich werden an die Ihme gelockt, viele ungelernte Arbeiter kommen einige Jahre später aus Pommern, Schlesien und Sachsen.
Strousberg muss die Fabrik 1871 schon wieder verkaufen - sie trägt fortan den Namen HANOMAG, und 1917 wird die imposante Fassade am Deisterkreisel errichtet.
1885 ist aus dem Dorf die Industriestadt Linden geworden, mit eigenem Rathaus an der Deisterstraße. 1920, als Linden etwa 83.000 Einwohner hat, wird es auf eigenen Wunsch in Hannover eingemeindet, behält aber seinen Charakter als "Arbeiterquartier" bei.
Bis in die 1960er Jahre werden Arbeitskräfte aus ganz Europa für die Industriebetriebe angeworben, vor allem aus Spanien und Portugal. Sie eröffnen Lokale und Läden in Linden-Süd und prägen den Stadtteil. Gleichzeitig allerdings geht das Industriezeitalter in Linden zur Neige, viele Betriebe schließen, die Bevölkerung wandert ab.
Linden-Süd wird 1972 als eines der ersten Sanierungsgebiete der Bundesrepublik festgelegt. Die Stadtverwaltung Hannover sucht nach Lösungen, die nicht gegen, sondern möglichst mit der Bevölkerung umgesetzt werden können. Die Unabhängige Bürgerinitiative Linden-Süd wird gegründet und ein Architekt eingesetzt, der die Ideen und Wünsche der Bewohnerschaft in konkrete Pläne umsetzt.
Nach Beendigung der Sanierung 1990 enden auch die Initiativen zur Bürgerbeteiligung, und die Gemeinwesenarbeit wird abgezogen. Die Probleme im Stadtteil aber wachsen. Im Jahr 1999 gründet das Kulturamt der Stadt Hannover mit den Einrichtungen im Stadtteil das Projekt FLIP 2000, das "Fantastische Linden-Projekt", um mit den Mitteln der Kultur Probleme gemeinsam anzugehen und das vorhandene Potenzial sichtbar zu machen. Im Frühjahr 2000 geht aus einer "Stadtteilwerkstatt" das Stadtteilforum Linden-Süd hervor.
Linden-Süd ist ein junger Stadtteil mit vielen Kindern und Jugendlichen, für die es unzählige Möglichkeiten gibt, im Stadtteil aktiv zu sein.
Kleine Geschäfte, Büros und Cafés beleben mittlerweile die zentrale Deisterstraße, deren Anwohner und Geschäftsleute sich im Deisterkiez e.V. zu einer Standortgemeinschaft zusammengeschlossen und viele Aktionen angeschoben haben.
Auf der Industriebrache im ehemaligen Gelände der Fleischfabrik Ahrberg ist moderner Arbeits- und Wohnraum nahe des Deisterkreisels entstanden, der die Qualität im Stadtteil aufwertet. Auch das HANOMAG-Areal ist ein beeindruckendes Beispiel für die gelungene Umnutzung einer Industriebrache. Auf dem riesigen Gelände haben sich in modernen Bauten, zum Teil hinter historischen Fassaden, ein Zweiradhändler und ein Möbelhaus, ein großes Servicecenter der Telekom, das hannoversche Energie-Unternehmen Windwärts und das Kreativ Gründerzentrum von hannover impuls niedergelassen. Weitere Flächen werden zurzeit umgebaut.
Eine in Linden-Süd aktuell sehr beliebte Postkarte bringt es auf den Punkt: Ab in den Süden! Vom heimlichen Aufstieg eines lebendigen Stadtteils.
Quellen: die Webseiten von Stadtteilforum Linden-Süd und Linden entdecken; mehr alte Aufnahmen aus Linden gibt's im Postkarten-Archiv. Aktuelle Termine und Infos für Kinder bietet außerdem die Seite Linden-Kids.